
Júlio César - FC Toronto/Brasilien
Vor vier Jahren in Südafrika zog er im Trikot mit der Nummer 1 seine reusch-Torwarthandschuhe aus und wischte sich mit einem Handtuch die Tränen aus den Augen. "Es ist wirklich ein sehr trauriger Moment", sprach Júlio César. Brasilien hatte im WM-Viertelfinale von Port Elizabeth gerade 1:2 gegen die Niederlande verloren, der Torhüter sah bei beiden Kopfballgegentreffern schlecht aus. Er sprang am Ball vorbei oder irrte durch den Strafraum. Júlio César schluchzte beim Interview danach. Sein Ruf näherte sich dem von Moacyr Barbosa, dem tragischen Keeper der WM 1950, der dort im entscheidenden Spiel gegen Uruguay einen verhängnisvollen Fehler fabrizierte. Später ging es auch im Club bergab, Inter Mailand wollte sich sein üppiges Gehalt 2012 nicht mehr leisten. Der Schlussmann aus Rio wechselte zu den Queens Park Rangers und stieg in Englands zweite Liga ab. Zunächst hatte er keinen Arbeitgeber mehr und unterschrieb 2014 in Not beim FC Toronto, Kanada. Seleção-Trainer Luiz Felipe Scolari hielt Júlio César aber die Treue, und Brasilien gewann mit ihm zwischen den Pfosten 2013 den Confederations-Cup. Der Torhüter hielt tadellos. Auch bei der WM 2014 in seinem Heimatland steht er trotz der Rivalen Jefferson (Botafogo) und Victor (Atlético Mineiro) im Tor Brasiliens. Beim 1:0-Sieg im Testspiel gegen Serbien zeigte er zwar ein paar Schwächen, im Training indes wirkt er beweglich und reflexstark. "Ganz ehrlich, ich fühle mich nicht als Stammspieler", behauptet Júlio César. Scolari aber legt das Schicksal der Seleção in seine Hände, auch wenn er die Nummer 12 und Reservist Jefferson die 1 auf dem Trikotrücken trägt. "Du brauchst einen Trainer, der deiner Arbeit vertraut", sagt Cláudio Taffarel, einer seiner Vorgänger. Im Alter von 34 Jahren hofft Júlio César an der WM in seiner Heimat den Höhepunkt seiner wechselhaften Karriere zu erleben. Er sei besser als 2010, verspricht er. Das hoffen fast 200 Millionen Landsleute auch...